Seminar und Konzert mit dem Norddeutschen BlechbläserCollegium am 23. Oktober 2004



Der Posaunenchor Dortmund-Aplerbeck hatte das Norddeutsche BlechbläserCollegium zu einem Konzert nach Aplerbeck eingeladen. Da sich ein Großteil dieser Bläser aus Landesposaunenwarten rekrutiert, lag es nahe, einige der Landesposaunenwarte für ein Bläserseminar zu gewinnen. So reisten die Landesposaunenwarte Christian Strohmann aus Oldenburg - ein gebürtiger Aplerbecker - und Ulrich Dieckmann aus Westfalen schon morgens an.

NBC-Seminar Ch. Strohmann

Die Gruppe der Trompeten und Flügelhörner wurde von Christian Strohmann geleitet. Zunächst ging es erst einmal um die bläserischen Grundlagen und dabei vor allem um die richtige Atmung. Beim Thema Einblasübungen wurde deutlich, dass man dabei zwischen persönlichem und gemeinsamem Einblasen unterscheiden sollte, da die Bedürfnisse des Einzelnen sehr unterschiedlich sind. Am Beispiel der Bläserschule "The Basic Caruso" von Markus Stockhausen zeigte Christian Strohmann, wie man beim eigenen Üben gleichzeitig Rhythmik und Atmung und damit auch den Ansatz trainieren kann. Danach wurden einige Bläsersätze für vier Trompetenstimmen geübt. Schon beim ersten Satz von Felix Mendelssohn Bartholdy ("Verleih uns Frieden gnädiglich") zeigte sich sehr schnell, dass es viel schwieriger ist, vierstimmig nur mit Trompeten und Flügelhörnern einen guten Klang zu erzielen, als mit den Unterstimmen gemeinsam oder z. B. bei vierstimmigen Posaunensätzen. Dennoch gelang es Christian Strohmann mit seiner lockeren und kurzweiligen Art auch klanglich anspruchsvolle Stücke nur mit Trompeten und Flügelhörnern zum Klingen zu bringen.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen stellte Christian Strohmann im zweiten Teil des Workshops das Bläserheft "Life" vor. Es wurde von dem Jazz-Trompeter Oliver Groenewald in enger Zusammenarbeit mit dem Musikausschuss des Evangelischen Posaunendienstes in Deutschland (EPiD) komponiert und enthält Arrangements zu Spirituals, Jazz und Blues für Blechbläsergruppen. Im ersten Teil des Heftes werden grundsätzliche Hinweise zur Handhabung von Artikulation, Phrasierung und Rhythmik gegeben. Außerdem werden die im Jazz gebräuchlichen musikalischen Zeichen erläutert und in ihrer Ausführung erklärt. Da ein Großteil dieser Übungen am einfachsten durch Nachspielen zu lernen ist, spielte uns Christian Strohmann auf seiner Trompete jeweils einige Übungen richtig artikuliert vor und übte sie anschließend mit uns gemeinsam. Mit diesen Grundlagen gewappnet, übten wir dann einige der Arrangements aus dem Heft. Insgesamt war dies ein sehr interessanter und lehrreicher Workshop.

NBC-Seminar U. Dieckmann

Ulrich Dieckmann, der die Gruppe der tiefen Instrumente übernahm, begann mit einem ca. einstündigen Einblasteil, in dem er diverse Möglichkeiten des effektiven Einblasens und des persönlichen Übens zuhause vorstellte, vorspielte und diese dann von den Teilnehmern nachspielen ließ. Manch ein Bläser war erstaunt, wie groß und spannend das Spektrum dieser Einblasübungen sein kann. Von der Erzeugung von Kontratönen ohne Quartventil bis zu Lippentrillern gab er viele wertvolle Tipps.
Nachdem die Posaunisten "warm" geblasen waren, stellte Ulrich Dieckmann das im letzten Jahr erschienene Buch "Bläser-Begleitsätze für tiefe Stimmen zum EG" vor. Dieses Buch enthält 3- bis 5-stimmige Choralsätze, die neue Möglichkeiten für die Choralbegleitung eröffnen. Im Wechsel mit der "normalen" Besetzung - also mit hohen und tiefen Stimmen - gespielt, bringen diese Sätze für tiefe Stimmen Farbe in die Gemeindebegleitung. Da auch einige freie Bläserstücke für tiefe Instrumente enthalten sind, eröffnet dieses Buch die Möglichkeit, im Gottesdienst oder beim diakonischen Blasen ohne hohe Instrumente zu musizieren.
Auch Ulrich Dieckmann stellte in seiner Gruppe das Bläserheft "Life" (s. o.) vor. Man merkte den Bläsern anfangs an, dass sie sich bei diesen Stücken auf ungewohntem Terrain befanden. Aber mit Ulrich Dieckmanns Hilfe gelang es auch den tiefen Stimmen mehr und mehr, die Sätze so erklingen zu lassen, wie sich der Herausgeber das wohl gedacht hatte.

NBC-Seminar A. Wagener

Nachdem die beiden Referenten zur Vorbereitung des abendlichen Konzertes aufgebrochen waren, taten sich die hohen und tiefen Stimmen unter Leitung des Aplerbecker Chorleiters Andreas Wagener zusammen, um die vorher in ihren Gruppen erarbeiteten Stimmteile zusammen zu setzen und gemeinsam als 6- oder 8-stimmige Werke zu musizieren. Die morgens erarbeiteten Stücke für hohe bzw. tiefe Stimmen wurden der jeweils anderen Gruppe präsentiert.
Die Referenten hätten sich sicherlich über größere Gruppen gefreut. Leider hatte der Veranstalter erst sehr spät für das Seminar und das Konzert geworben. Dass nur 25 Bläserinnen und Bläser den Weg nach Aplerbeck fanden, hatte aber vielleicht auch mit der Ferienzeit zu tun.

Konzert NBC

Die meisten Seminarteilnehmer und viele Aplerbecker Gemeindeglieder fanden sich am späten Nachmittag in der über 8 Jahrhunderte alten Georgskirche ein, um Zeuge eines beeindruckenden Konzertes aus 5 Jahrhunderten zu werden. 6 Landesposaunenwarte aus den Landeskirchen Hannover, Lippe, Westfalen, der reformierten Kirche und Oldenburg gründeten im Herbst 2001 mit einigen Freunden das Norddeutsche BlechbläserCollegium (NBC). Die gemeinsame Herkunft und berufliche Tätigkeit im Bereich der kirchlichen Posaunenarbeit und die Freude am eigenen Musizieren in kammermusikalischer Besetzung ließ so schnell ein 10-köpfiges Blechbläserensemble entstehen. Ein besonderes Anliegen des Ensembles ist es, die breit gefächerte Literatur für Posaunenchöre exemplarisch zu interpretieren. Den Schwerpunkt in diesem Konzert bildeten Bearbeitungen für das klassische 10-stimmige Blechbläserensemble. Der Bogen wurde gespannt von der Renaissance (William Byrd - The Earl of Oxford's March) über die Romantik (Alexandre Guilmant - Allegro assai), Spirituals (Battle of Jericho) und Traditional Swing (O when the saints) bis zum Choralvorspiel "Bleib bei uns Herr" von Traugott Fünfgeld. Eröffnet wurde das Konzert von dem festlich pompösen "Einzug der Königin von Saba" von G.F. Händel.
Bei diesem breiten Spektrum zeigten die Landesposaunenwarte, dass sie nicht nur hervorragende Theoretiker und Chorleiter sind, sondern ihre Instrumente auch professionell beherrschen. Sowohl im Zusammenspiel als auch bei verschiedenen Solo-Parts merkte man ihnen an, mit welchem Spaß sie spielten. Die Zuhörer hatten ihre wahre Freude.
Durch das Programm führte LPW Reinhard Gramm aus Stade, der Wissenswertes und Launiges über die einzelnen Werke zu berichten wusste und damit den Bläsern zwischen den einzelnen Stücken zu den notwendigen Erholungspausen verhalf.
Nahtlos in die bravouröse Vorstellung brachte sich auch der Aplerbecker Kantor Norbert Staschik ein. Mit souveräner Technik und nuancierten Registrierungen passte er sich den Bläsern an. Auch ihm merkte man seinen Spaß am Orgelspielen an. Es war erstaunlich, was er aus der relativ kleinen Orgel an Klangfülle herausholte.
Bei der Fülle des Programms war es nicht verwunderlich, dass das Konzert länger als vergleichbare Konzerte für Blechbläser und Orgel dauerte.
Ein schöner Abschluss eines interessanten Tages mit dem Norddeutschen BlechbläserCollegium.

Ulrich Findeisen
Gerd Stemmann



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